Der falsche MI5-Agent
1971 - heute
Robert Hendy-Freegard ist ein britischer Betrüger, der sich als MI5-Agent ausgab und über einen Zeitraum von zehn Jahren mindestens sieben Personen manipulierte, ihr Leben aufzugeben und ihm insgesamt fast eine Million Pfund zu übergeben. Mit einer Mischung aus Einschüchterung, Isolation und falschen Versprechen überzeugte er seine Opfer, dass sie in Lebensgefahr schwebten und nur er sie beschützen könne. Seine Opfer brachen den Kontakt zu ihren Familien ab, gaben ihre Karrieren auf und lebten in ständiger Angst, während er ihr Geld für seinen luxuriösen Lebensstil ausgab. Sein Fall gilt als eines der bemerkenswertesten Beispiele für Manipulation und emotionalen Missbrauch in der modernen Kriminalgeschichte.
Robert Hendy-Freegard wurde 1971 in Dronfield, Derbyshire, England, geboren. Über seine frühe Kindheit und Jugend ist relativ wenig bekannt. Vor seiner Karriere als Betrüger arbeitete er als Barkeeper und später als Autoverkäufer, Berufe, die ihm halfen, seine Fähigkeiten im Umgang mit Menschen zu entwickeln und zu verfeinern.
Seine kriminelle Karriere begann in den frühen 1990er Jahren, als er in einer Bar in Newport, Shropshire, arbeitete. Dort traf er auf Studenten der nahegelegenen landwirtschaftlichen Hochschule Harper Adams. Er begann, Beziehungen zu drei dieser Studenten aufzubauen: John Atkinson, Sarah Smith und Maria Hendy. Dies waren seine ersten bekannten Opfer.
Hendy-Freegard erzählte ihnen, dass er in Wirklichkeit ein verdeckter Agent des MI5 (des britischen Inlandsgeheimdienstes) sei, der eine IRA-Terrorzelle infiltriere. Er behauptete, dass die IRA (Irisch-Republikanische Armee) sie ins Visier genommen habe und dass sie in Lebensgefahr schwebten. Mit dieser Lüge begann er, Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen.
Über die nächsten zehn Jahre erweiterte Hendy-Freegard seinen Betrug und zog weitere Opfer in seinen Bann. Er entwickelte ein komplexes Netz aus Lügen und Manipulationen, das es ihm ermöglichte, seine Opfer zu isolieren, zu kontrollieren und finanziell auszubeuten. Seine Betrügereien endeten erst 2002, als die Familie eines seiner Opfer, Caroline Cowper, die Polizei einschaltete, was zu einer internationalen Fahndung führte.
Hendy-Freegards Methoden waren bemerkenswert für ihre psychologische Raffinesse und die tiefgreifende Kontrolle, die er über seine Opfer erlangte. Seine Vorgehensweise umfasste mehrere Schlüsselelemente:
Falsche Identität und Autorität: Hendy-Freegard gab sich als Agent des MI5 aus, eine Position, die ihm sofort Autorität und Glaubwürdigkeit verlieh. Die geheimnisvolle Natur der Geheimdienstarbeit machte es für seine Opfer schwierig, seine Behauptungen zu überprüfen, und die Vorstellung, mit einem Geheimagenten in Kontakt zu sein, war für viele faszinierend.
Erzeugung von Angst und Paranoia: Er überzeugte seine Opfer, dass sie von Terroristen ins Visier genommen wurden und in Lebensgefahr schwebten. Diese Angst war ein zentrales Element seiner Kontrolle. Er führte "Sicherheitstests" und "Trainingsübungen" durch, die seine Opfer desorientieren und ihre Abhängigkeit von ihm verstärken sollten.
Isolation: Hendy-Freegard isolierte seine Opfer systematisch von Freunden, Familie und ihrem sozialen Umfeld. Er behauptete, dass der Kontakt zu ihren Angehörigen diese in Gefahr bringen würde. Diese Isolation machte seine Opfer vollständig von ihm abhängig und verhinderte, dass sie Hilfe suchen oder seine Geschichten überprüfen konnten.
Finanzielle Ausbeutung: Er verlangte Geld für angebliche "Sicherheitsmaßnahmen", "Trainingskosten" oder um "Informanten zu bezahlen". In einigen Fällen behauptete er, dass seine Opfer für den Geheimdienst rekrutiert würden und dass die Geldzahlungen Teil ihres Trainings oder Tests ihrer Loyalität seien.
Emotionale Manipulation: Hendy-Freegard baute oft romantische oder sexuelle Beziehungen zu seinen Opfern auf, was seine Kontrolle über sie verstärkte. Er wechselte zwischen Zuneigung und Missbrauch, Lob und Kritik, was seine Opfer emotional destabilisierte und ihre Abhängigkeit von seiner Zustimmung verstärkte.
Ständige Überwachung und Kontrolle: Er kontrollierte jeden Aspekt des Lebens seiner Opfer, von ihren täglichen Aktivitäten bis zu ihren finanziellen Entscheidungen. Er überwachte ihre Kommunikation und verlangte regelmäßige Berichte über ihre Aktivitäten.
Versprechen auf eine bessere Zukunft: Hendy-Freegard versprach seinen Opfern oft, dass ihre Situation nur vorübergehend sei und dass sie nach Abschluss ihrer "Mission" oder ihres "Trainings" ein besseres Leben führen würden. Diese Hoffnung auf eine bessere Zukunft hielt viele seiner Opfer davon ab, seine Geschichten in Frage zu stellen oder zu fliehen.
Hendy-Freegards erster und vielleicht bemerkenswertester Betrug begann 1992, als er drei Studenten der landwirtschaftlichen Hochschule Harper Adams – John Atkinson, Sarah Smith und Maria Hendy – davon überzeugte, dass er ein MI5-Agent sei, der eine IRA-Terrorzelle infiltriere. Er behauptete, dass die IRA sie ins Visier genommen habe und dass sie untertauchen müssten, um zu überleben.
Die drei Studenten brachen ihr Studium ab und verschwanden, ohne ihren Familien mitzuteilen, wohin sie gingen. Über die nächsten Jahre lebten sie in verschiedenen Unterkünften in ganz Großbritannien, immer in der Angst, von der IRA gefunden zu werden. Sie arbeiteten in Niedriglohnjobs und übergaben fast ihr gesamtes Einkommen an Hendy-Freegard, angeblich für "Sicherheitsmaßnahmen" und "Trainingskosten".
John Atkinson verbrachte neun Jahre unter Hendy-Freegards Kontrolle und übergab ihm in dieser Zeit mehr als 300.000 Pfund. Maria Hendy, mit der Hendy-Freegard später eine Beziehung einging und zwei Kinder hatte, blieb zehn Jahre lang unter seinem Einfluss. Sarah Smith wurde schließlich von ihrer Familie gefunden, nachdem sie sieben Jahre lang vermisst worden war.
Im Jahr 1997 traf Hendy-Freegard Leslie Gardner, eine geschiedene Psychologin aus Reading. Er gab sich als Marketing-Manager für einen Luxusautohersteller aus und begann eine romantische Beziehung mit ihr. Bald darauf enthüllte er seine angebliche Identität als MI5-Agent und behauptete, dass sie und ihre Kinder in Gefahr seien.
Gardner übergab Hendy-Freegard über 200.000 Pfund, angeblich für Sicherheitsmaßnahmen und um ihre Kinder zu schützen. Er isolierte sie von ihrer Familie und Freunden und kontrollierte jeden Aspekt ihres Lebens. Gardner verkaufte sogar ihr Haus und übergab ihm den Erlös.
Besonders bemerkenswert an diesem Fall war, dass Gardner als Psychologin eigentlich über ein professionelles Verständnis von Manipulation und emotionalem Missbrauch verfügte. Dennoch gelang es Hendy-Freegard, sie zu täuschen, was die Raffinesse seiner Manipulationstechniken unterstreicht.
Einer von Hendy-Freegards letzten und bekanntesten Betrügereien betraf Kim Adams, eine junge Amerikanerin, die er 2002 in London traf. Er gab sich als Autoverkäufer aus und begann eine romantische Beziehung mit ihr. Bald darauf enthüllte er seine angebliche Identität als MI5-Agent und behauptete, dass er sie für den Geheimdienst rekrutieren wolle.
Adams brach den Kontakt zu ihrer Familie ab und übergab Hendy-Freegard über 50.000 Pfund. Er unterzog sie "Tests" und "Trainingsübungen", darunter lange Perioden der Isolation und des Schlafentzugs. Er versprach ihr, dass sie nach Abschluss ihres "Trainings" heiraten würden.
Der Fall Adams führte schließlich zu Hendy-Freegards Verhaftung, als ihre besorgten Eltern das FBI einschalteten, was zu einer gemeinsamen Operation mit Scotland Yard führte. Er wurde 2003 in einem Flughafen in der Nähe von London verhaftet, als er sich mit Adams treffen wollte.
Hendy-Freegards Betrügereien wurden schließlich aufgedeckt, als die Familie eines seiner Opfer, Caroline Cowper, die Polizei einschaltete. Cowper hatte Hendy-Freegard kennengelernt, als er ihr einen Jaguar verkaufte, und er hatte sie später davon überzeugt, ihm Geld zu leihen. Als sie das Geld zurückforderte, verschwand er.
Die Ermittlungen führten die Polizei zu Kim Adams, deren Eltern bereits das FBI alarmiert hatten, nachdem sie den Kontakt zu ihrer Tochter verloren hatten. Das FBI und Scotland Yard starteten eine gemeinsame Operation, die 2003 zu Hendy-Freegards Verhaftung führte.
Nach seiner Verhaftung kamen die vollen Ausmaße seiner Betrügereien ans Licht. Die Ermittler identifizierten mindestens sieben Opfer, die über einen Zeitraum von zehn Jahren insgesamt fast eine Million Pfund an ihn verloren hatten. Einige seiner Opfer hatten Jahre ihres Lebens unter seiner Kontrolle verbracht, isoliert von ihren Familien und in ständiger Angst lebend.
Im Juni 2005 wurde Hendy-Freegard wegen zehn Anklagepunkten des Diebstahls, acht Anklagepunkten des Betrugs und zwei Anklagepunkten der Entführung für schuldig befunden. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Entführungsurteile waren besonders bemerkenswert, da es sich um die ersten erfolgreichen Verurteilungen wegen "Entführung durch Täuschung" in Großbritannien handelte.
Allerdings wurde seine Verurteilung wegen Entführung 2007 vom Court of Appeal aufgehoben, mit der Begründung, dass seine Opfer, obwohl sie getäuscht wurden, physisch frei waren zu gehen. Infolgedessen wurde seine Strafe auf neun Jahre reduziert, und er wurde 2009 auf Bewährung entlassen.
Nach seiner Entlassung verschwand Hendy-Freegard weitgehend aus der Öffentlichkeit, obwohl es Berichte gibt, dass er weiterhin unter verschiedenen Namen lebt und arbeitet. Seine Opfer haben jahrelange Therapie benötigt, um die psychologischen Auswirkungen seiner Manipulation zu überwinden, und einige leiden noch immer unter den Folgen.
Robert Hendy-Freegards Fall hat ein bedeutendes kulturelles Erbe hinterlassen und wurde zum Gegenstand zahlreicher Bücher, Dokumentarfilme und sogar einer Netflix-Dokumentation mit dem Titel "The Puppet Master: Hunting the Ultimate Conman" (2022). Sein Fall fasziniert die Öffentlichkeit aufgrund der außergewöhnlichen psychologischen Kontrolle, die er über seine Opfer erlangte, und der Fragen, die er über Manipulation, Vertrauen und die menschliche Anfälligkeit für Täuschung aufwirft.
Sein Fall hat auch zu wichtigen rechtlichen Diskussionen über die Definition von Entführung geführt. Die Aufhebung seiner Entführungsurteile durch den Court of Appeal warf Fragen darüber auf, wie das Gesetz Fälle behandeln sollte, in denen Opfer durch psychologische Manipulation statt durch physischen Zwang kontrolliert werden.
Für Psychologen und Kriminologen bietet Hendy-Freegards Fall eine faszinierende Fallstudie über Manipulation, Kontrolle und emotionalen Missbrauch. Seine Fähigkeit, intelligente und gebildete Menschen zu täuschen und zu kontrollieren, hat zu einem besseren Verständnis der Techniken geführt, die von Manipulatoren und Sektenführern eingesetzt werden.
Sein Fall hat auch das Bewusstsein für die Taktiken von Betrügern erhöht, die sich als Regierungsbeamte oder Autoritätsfiguren ausgeben. Er hat gezeigt, wie leicht Menschen durch die Berufung auf Autorität und die Erzeugung von Angst manipuliert werden können, selbst wenn die Behauptungen bei näherer Betrachtung unplausibel erscheinen mögen.
Für seine Opfer bleibt Hendy-Freegards Vermächtnis ein lebenslanges Trauma. Viele von ihnen haben Jahre ihres Lebens verloren, ihre Ersparnisse aufgegeben und tiefe psychologische Narben davongetragen. Ihre Geschichten dienen als eindringliche Warnung vor den Gefahren der Manipulation und der Wichtigkeit, Behauptungen zu hinterfragen und gesunde Skepsis zu bewahren.
"Er war so überzeugend. Er hatte eine Antwort auf alles." - Sarah Smith, eines seiner Opfer
"Er ist der gefährlichste Psychopath, den ich je getroffen habe." - Detective Sergeant Bob Brandon, Scotland Yard
"Er hat mein Leben gestohlen. Ich habe zehn Jahre verloren, die ich nie zurückbekommen werde." - John Atkinson, eines seiner Opfer