Hintergrund und Persönlichkeit
Konrad Kujau wurde am 27. Juni 1938 in Löbau, Sachsen geboren und starb am 12. September 2000 in Stuttgart. Sein Leben war von früh an von Fälschungen geprägt:
- Wuchs in der DDR auf und verbesserte sein Taschengeld durch gefälschte Autogrammkarten von SED-Politikern
- Siedelte 1957 in die Bundesrepublik über und ließ sich in Stuttgart nieder
- Eröffnete einen Handel mit Militaria und NS-Devotionalien
- Entwickelte ein bemerkenswertes Talent, Handschriften und Signaturen zu imitieren
- War bekannt für seinen Charme und seine Überzeugungskraft
- Besaß die Fähigkeit, Menschen zu manipulieren und ihr Vertrauen zu gewinnen
Die Hitler-Tagebücher-Fälschung im Detail
Kujaus Meisterstück war ein mehrjähriges Täuschungsmanöver:
- Ab Ende der 1970er Jahre begann er, angebliche Hitler-Memorabilien zu fälschen
- Er entwickelte eine täuschend echte Imitation von Hitlers Handschrift
- 1981 behauptete er gegenüber dem Stern-Reporter Gerd Heidemann, Zugang zu Hitlers geheimen Tagebüchern zu haben
- Er erzählte eine komplexe Geschichte: Die Tagebücher seien bei einem Flugzeugabsturz in der DDR gerettet worden
- Zwischen 1981 und 1983 produzierte er 62 Tagebücher, die er für insgesamt 9,3 Millionen DM an den Stern verkaufte
- Er schrieb die Tagebücher in altdeutsch anmutender Schrift in schlichte schwarze Notizbücher
- Er verwendete moderne Materialien, die er künstlich altern ließ
- Er erfand banale Alltagsgeschichten und vermied kontroverse historische Details
Entlarvung und Folgen
Der Betrug flog schnell auf:
- Am 25. April 1983 veröffentlichte der Stern die erste Ausgabe mit Auszügen aus den Tagebüchern
- Bereits wenige Tage später äußerten Historiker erste Zweifel
- Forensische Untersuchungen ergaben, dass Papier, Bindemittel und Tinte aus der Nachkriegszeit stammten
- In den Tagebüchern fanden sich moderne chemische Aufheller und Polyester
- Am 6. Mai 1983 erklärte das Bundesarchiv die Tagebücher offiziell für gefälscht
- Kujau wurde verhaftet und gestand die Fälschung
- Er wurde zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, von denen er drei Jahre absaß
Nachleben und kulturelle Bedeutung
Nach seiner Haftentlassung nutzte Kujau seine Berühmtheit:
- Er trat in Talkshows auf und wurde zu einer Art Kultfigur
- Er eröffnete eine "Galerie der Fälschungen", in der er offen als Fälscher arbeitete
- Er signierte seine Fälschungen nun mit "Konrad Kujau" und verkaufte sie als "echte Kujau-Fälschungen"
- Er kandidierte 1991 als Oberbürgermeisterkandidat in Stuttgart
- Sein Leben wurde mehrfach verfilmt, unter anderem in "Schtonk!" (1992)
- Ironischerweise werden heute sogar Kujau-Fälschungen gefälscht
Berühmte Zitate
"Ich bin kein Betrüger, ich bin ein Fälscher. Ein Betrüger nimmt das Geld und liefert nichts, ich habe geliefert."
— Konrad Kujau
"Ich habe nie jemanden betrogen. Die Leute wollten betrogen werden."
— Konrad Kujau
"Ich bin der beste Fälscher der Welt. Ich kann alles fälschen."
— Konrad Kujau
Kreative Verbrechenselemente
Was Kujaus Fälschungen besonders bemerkenswert macht:
- Er kombinierte handwerkliches Geschick mit psychologischem Einfühlungsvermögen
- Er erkannte die Sensationsgier der Medien und nutzte sie für seine Zwecke
- Er schuf nicht nur die Fälschungen, sondern eine komplette Legende um ihre Herkunft
- Er verstand es, die Erwartungen seiner Käufer zu bedienen und ihre kritische Urteilsfähigkeit auszuschalten
- Seine Fälschungen waren so überzeugend, dass selbst Experten zunächst getäuscht wurden
Konrad Kujau verkörpert den Archetyp des genialen Fälschers, der mit Kreativität und handwerklichem Geschick Millionen verdiente und einen internationalen Medienskandal auslöste - ein perfektes Beispiel für einen "Superschurken" nach unserer Definition.