Hintergrund und Persönlichkeit
Arno Funke wurde am 14. März 1950 in Berlin geboren:
- Absolvierte eine Ausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller
- Arbeitete als Fotoretuscheur und entwickelte ein außergewöhnliches technisches Geschick
- Litt unter gesundheitlichen Problemen durch Lösungsmittelexposition bei der Arbeit
- Diese Vergiftung führte zu neurologischen Schäden und psychischen Problemen
- Begann seine kriminelle Karriere nach finanziellen Schwierigkeiten
- Besaß ein außergewöhnliches technisches Talent und Erfindungsreichtum
- War bekannt für seinen schwarzen Humor und seine Intelligenz
Die Kaufhaus-Erpressungen im Detail
Funkes Erpressungen waren durch ihre Kreativität und technische Raffinesse gekennzeichnet:
Der Beginn:
- 1988 begann er mit der Erpressung des Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens)
- Er drohte mit der Explosion einer Bombe, falls kein Lösegeld gezahlt würde
- Um seine Drohung zu unterstreichen, zündete er einen selbstgebauten Sprengsatz im Kaufhaus
- Der Sprengsatz war so konstruiert, dass er nur Sachschaden anrichtete, aber keine Menschen verletzte
- Er erhielt 500.000 DM Lösegeld
Weitere Erpressungen:
- 1992 erpresste er das Kaufhaus Karstadt in Hamburg um 1,4 Millionen DM
- 1993 erpresste er erneut Karstadt, diesmal in Berlin
- 1994 erpresste er das Kaufhaus Kaufhof in Berlin
- Bei jeder Erpressung wurden seine Methoden ausgefeilter
Die Geldübergabemethoden:
Funkes Geldübergabemethoden waren legendär für ihre Kreativität und technische Raffinesse:
- Er konstruierte eine ferngesteuerte Lore, die auf Bahngleisen fahren sollte
- Er baute ein Geldübergabesystem mit einem Metallkoffer, der an Straßenbahnoberleitungen befestigt wurde
- Er entwickelte ein System mit einem Geldkoffer, der an einem Drachenflieger befestigt war
- Er konstruierte eine Apparatur, bei der das Geld in einem Behälter durch die Berliner Kanalisation transportiert werden sollte
- Er baute eine Konstruktion mit einem Metallkoffer, der an einem Seil über die Gleise der Berliner S-Bahn gezogen werden sollte
- Er entwarf ein System, bei dem das Geld in einem Behälter in einem See versenkt werden sollte
Verhaftung und Folgen
Nach 30 gescheiterten Geldübergabeversuchen wurde Funke schließlich gefasst:
- Am 22. April 1994 wurde er in Berlin-Britz verhaftet
- Die Polizei hatte seine Stimme bei einem Telefonat identifiziert
- Er wurde zu neun Jahren Haft verurteilt
- Im Gefängnis begann er zu malen und zu schreiben
- Er verfasste seine Autobiografie "Mein Leben als Dagobert"
- Nach sieben Jahren wurde er 2001 vorzeitig aus der Haft entlassen
Nachleben und kulturelle Bedeutung
Nach seiner Haftentlassung nutzte Funke seine Bekanntheit für einen Neuanfang:
- Er arbeitet heute als Karikaturist, Illustrator und Autor
- Er zeichnet regelmäßig für die Satirezeitschrift "Eulenspiegel"
- Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter Kinderbücher
- Er hält Vorträge über sein Leben und seine Erfahrungen
- Er engagiert sich für die Resozialisierung von Straftätern
- Seine Geschichte wurde in Dokumentationen, Filmen und Theaterstücken verarbeitet
- Er wurde zu einer Art Volksheld, da er bei seinen Taten niemanden verletzte und die Polizei immer wieder austrickste
Berühmte Zitate
"Ich wollte nie jemanden verletzen. Ich wollte nur Geld."
— Arno Funke
"Die Polizei hat mich unterschätzt, und ich habe die Polizei unterschätzt."
— Arno Funke
"Ich war kein Gangster, ich war ein Erfinder."
— Arno Funke
"Meine Apparaturen waren immer wichtiger als das Geld."
— Arno Funke
Kreative Verbrechenselemente
Was Funkes Verbrechen besonders bemerkenswert macht:
- Er kombinierte technisches Geschick mit kreativem Einfallsreichtum
- Seine Geldübergabemethoden waren so komplex und originell, dass sie die Polizei jahrelang in Atem hielten
- Er plante seine Aktionen akribisch und mit großer Detailgenauigkeit
- Er nutzte sein Wissen über Elektronik, Mechanik und Chemie für seine Konstruktionen
- Er sorgte dafür, dass bei seinen Taten niemand körperlich zu Schaden kam
- Er kommunizierte mit der Polizei und den Medien auf humorvolle und intelligente Weise
Arno Funke verkörpert den Archetyp des kreativen Technikers, der sein außergewöhnliches Talent für kriminelle Zwecke einsetzte, dabei aber stets darauf achtete, keine Menschen zu verletzen - ein faszinierendes Beispiel für einen "Superschurken" nach unserer Definition.