David Hampton

David Hampton

Der falsche Poitier-Sohn

1964 - 2003

David Hampton war ein amerikanischer Hochstapler, der in den 1980er Jahren berühmt wurde, als er sich als "David Poitier", der angebliche Sohn des berühmten Schauspielers Sidney Poitier, ausgab. Mit dieser falschen Identität gelang es ihm, sich Zugang zur New Yorker High Society zu verschaffen und wohlhabende und einflussreiche Persönlichkeiten um Geld, Unterkunft und Luxusgüter zu betrügen. Seine Geschichte inspirierte das preisgekrönte Theaterstück "Six Degrees of Separation" von John Guare, das später auch verfilmt wurde.

Geschichte und Hintergrund

David Hampton wurde am 28. April 1964 in Buffalo, New York, geboren. Über seine frühe Kindheit und Jugend ist relativ wenig bekannt, außer dass er aus einer Mittelschichtsfamilie stammte und sein Vater als Anwalt tätig war. Schon früh zeigte Hampton ein Talent für Schauspielerei und Überzeugungskraft, was später zu seiner Karriere als Hochstapler führen sollte.

Als junger Mann zog Hampton nach New York City, wo er hoffte, als Schauspieler Fuß zu fassen. Doch statt einer legitimen Karriere im Showbusiness begann er, verschiedene Identitäten anzunehmen, um sich Zugang zu exklusiven Kreisen zu verschaffen. Seine bekannteste und erfolgreichste Täuschung begann 1983, als er 19 Jahre alt war.

Hampton hatte keine formale Ausbildung als Schauspieler, aber er besaß ein natürliches Talent für Improvisation und Charakterdarstellung. Er war intelligent, charmant und hatte die Fähigkeit, sich schnell an verschiedene soziale Situationen anzupassen – Eigenschaften, die für einen erfolgreichen Hochstapler unerlässlich sind.

Sein Interesse an der Welt der Reichen und Berühmten und sein Wunsch, Teil dieser Welt zu sein, trieben ihn dazu, immer ausgefeiltere Täuschungen zu entwickeln. Die Idee, sich als Sohn von Sidney Poitier auszugeben, kam ihm angeblich, nachdem er von einem Nachtclub abgewiesen worden war und beobachtete, wie Prominente und ihre Angehörigen bevorzugt behandelt wurden.

Methoden und Vorgehensweise

Hamptons Hauptmethode war die Übernahme einer falschen Identität, die ihm Zugang zu exklusiven Kreisen verschaffte. Als "David Poitier" behauptete er, der Sohn des berühmten Schauspielers Sidney Poitier zu sein, der gerade von Harvard kam und in New York gestrandet war, weil er ausgeraubt wurde oder sein Gepäck verloren hatte.

Seine Vorgehensweise folgte einem bestimmten Muster:

Gezielte Auswahl der Opfer: Hampton wählte seine Opfer sorgfältig aus. Er zielte auf wohlhabende, kulturell interessierte New Yorker ab, insbesondere solche mit Verbindungen zur Unterhaltungsindustrie oder zum Theater, die Sidney Poitier bewundern würden und sich geschmeichelt fühlen könnten, seinem "Sohn" zu helfen.

Glaubwürdige Geschichte: Er entwickelte eine detaillierte Hintergrundgeschichte, die plausibel klang und schwer zu überprüfen war. Er behauptete, gerade in der Stadt zu sein, um in einer Verfilmung von "Cats" mitzuwirken (die zu dieser Zeit ein populäres Broadway-Musical war) und dass sein Vater bald nachkommen würde.

Charisma und Überzeugungskraft: Hampton war außergewöhnlich charmant und eloquent. Er konnte überzeugend über Literatur, Theater und Film sprechen und gab vor, mit berühmten Persönlichkeiten befreundet zu sein. Seine Bildung und sein Auftreten machten seine Behauptungen glaubwürdig.

Ausnutzung sozialer Dynamiken: Hampton verstand die sozialen Mechanismen der New Yorker Elite. Er wusste, dass viele wohlhabende Menschen gerne ihre Verbindungen zu Prominenten zur Schau stellen und dass sie zögern würden, jemanden zu hinterfragen, der behauptete, der Sohn eines berühmten schwarzen Schauspielers zu sein, aus Angst, als rassistisch zu gelten.

Kleine Bitten: Anfangs bat Hampton nur um kleine Gefälligkeiten – eine Übernachtung, eine Mahlzeit oder eine kleine Geldsumme. Sobald er das Vertrauen gewonnen hatte, wurden seine Forderungen größer.

Netzwerkeffekt: Sobald er Zugang zu einer Person hatte, nutzte er deren Kontakte, um weitere Opfer zu finden. Er ließ sich von einem Opfer zum nächsten "empfehlen", was seine Glaubwürdigkeit erhöhte.

Bekannteste Coups

Die Täuschung von Osborn und Inger Elliott

Einer von Hamptons bekanntesten Betrügereien betraf das wohlhabende Ehepaar Osborn und Inger Elliott. Hampton klingelte spätabends an ihrer Tür und behauptete, gerade ausgeraubt worden zu sein und den Schlüssel zu seiner Wohnung verloren zu haben. Er erzählte ihnen, er sei ein Freund ihres Sohnes aus Harvard und der Sohn von Sidney Poitier.

Die Elliotts nahmen ihn für die Nacht auf, gaben ihm Geld und stellten ihn ihren Freunden vor. Hampton nutzte diese Gelegenheit, um sein Netzwerk zu erweitern und weitere wohlhabende New Yorker zu betrügen. Die Elliotts wurden später zu den Hauptinformanten für John Guares Theaterstück.

Die Täuschung von Calvin Klein

Hampton gelang es auch, den berühmten Modedesigner Calvin Klein zu täuschen. Er gab vor, ein Freund von Kleins damaligem Partner zu sein, und wurde in dessen Haus eingeladen. Dort verbrachte er mehrere Tage, genoss Kleins Gastfreundschaft und erhielt Geschenke und Geld.

Die Täuschung von Melanie Griffith und andere Prominente

Hampton behauptete später, zahlreiche Prominente getäuscht zu haben, darunter die Schauspielerin Melanie Griffith und den Regisseur Gary Sinise. Obwohl nicht alle diese Behauptungen bestätigt wurden, zeigt die Liste seiner angeblichen Opfer, wie weit sein Betrug reichte und wie erfolgreich er darin war, sich Zugang zu exklusiven Kreisen zu verschaffen.

Entdeckung und Konsequenzen

Hamptons Betrug flog auf, als einige seiner Opfer begannen, Verdacht zu schöpfen und Nachforschungen anstellten. Sie kontaktierten Sidney Poitier, der bestätigte, dass er keinen Sohn namens David hatte. Die New Yorker Polizei wurde eingeschaltet, und Hampton wurde 1983 verhaftet und wegen Kleinbetrugs angeklagt.

Er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und angewiesen, seinen Opfern die erschlichenen Beträge zurückzuzahlen. Trotz dieser Verurteilung setzte Hampton seine betrügerischen Aktivitäten fort und wurde in den folgenden Jahren mehrfach verhaftet und zu kurzen Gefängnisstrafen verurteilt.

1991 wurde Hamptons Geschichte durch John Guares Theaterstück "Six Degrees of Separation" einem breiteren Publikum bekannt. Das Stück, das später mit Will Smith in der Hauptrolle verfilmt wurde, basierte lose auf Hamptons Betrug und untersuchte Themen wie Identität, Rasse und Klassenunterschiede in der amerikanischen Gesellschaft.

Hampton versuchte, Guare wegen der Verwendung seiner Lebensgeschichte zu verklagen, aber die Klage wurde abgewiesen. Er behauptete, dass das Stück seine Privatsphäre verletze und ihn in einem falschen Licht darstelle.

In seinen späteren Jahren kämpfte Hampton mit gesundheitlichen Problemen, darunter AIDS. Er starb am 18. Juli 2003 im Alter von 39 Jahren in New York City an AIDS-bedingten Komplikationen.

Vermächtnis

David Hamptons Vermächtnis liegt hauptsächlich in der kulturellen Wirkung seiner Geschichte. Durch "Six Degrees of Separation" wurde sein Betrug zu einer Metapher für die komplexen sozialen Verbindungen in der modernen Gesellschaft und die Leichtigkeit, mit der Menschen getäuscht werden können, wenn die Täuschung ihren Erwartungen und Wünschen entspricht.

Seine Geschichte wirft interessante Fragen über Identität, Authentizität und soziale Klasse auf. Hampton nutzte nicht nur die Leichtgläubigkeit seiner Opfer aus, sondern auch ihre sozialen Ambitionen und ihren Wunsch, mit Berühmtheiten in Verbindung gebracht zu werden. In gewisser Weise hielt er der New Yorker Elite einen Spiegel vor und entlarvte ihre Oberflächlichkeit und ihren Snobismus.

Hampton selbst versuchte nach seiner Entlarvung, seine Bekanntheit zu nutzen, um eine legitime Karriere als Entertainer zu starten, aber ohne großen Erfolg. In Interviews behauptete er oft, dass seine Täuschungen mehr Performance-Kunst als Betrug gewesen seien und dass er lediglich die Heuchelei der Gesellschaft aufdecken wollte.

Trotz der kriminellen Natur seiner Handlungen wird Hampton oft mit einer gewissen Bewunderung betrachtet, ähnlich wie andere "charmante Betrüger" der Geschichte. Seine Intelligenz, sein Charisma und seine Fähigkeit, sich in exklusive Kreise einzuschleichen, machen ihn zu einer faszinierenden, wenn auch moralisch fragwürdigen Figur.

In der heutigen Zeit der sozialen Medien und der Identitätspolitik erscheint Hamptons Geschichte besonders relevant. Sie erinnert uns daran, wie leicht Identitäten konstruiert und manipuliert werden können und wie wichtig kritisches Denken und Überprüfung sind.

Zitate

"Ich habe nie jemanden betrogen, der es sich nicht leisten konnte." - David Hampton (zugeschrieben)
"Die Leute glauben, was sie glauben wollen. Ich habe ihnen nur die Möglichkeit gegeben, an etwas zu glauben, das sie glauben wollten." - David Hampton (zugeschrieben)
"Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe, aber ich bin stolz darauf, wie gut ich es getan habe." - David Hampton (zugeschrieben)

Steckbrief

Name: David Hampton
Alias: David Poitier, der falsche Poitier-Sohn
Geboren: 28. April 1964
Gestorben: 18. Juli 2003
Nationalität: Amerikanisch
Kategorie: Hochstapler, Betrüger
Aktiv: 1983-1990er Jahre
Bekannteste Tat: Gab sich als Sohn von Sidney Poitier aus
Beute: Schätzungsweise mehrere zehntausend Dollar
Strafe: Mehrere kurze Gefängnisstrafen