George C. Parker

George C. Parker

Der Verkäufer der Brooklyn Bridge

1860 - 1936

George C. Parker war ein amerikanischer Betrüger, der für seine außergewöhnliche Dreistigkeit berühmt wurde. Er spezialisierte sich darauf, New Yorker Wahrzeichen wie die Brooklyn Bridge, das Madison Square Garden, das Metropolitan Museum of Art und sogar die Freiheitsstatue an ahnungslose Touristen und Einwanderer zu "verkaufen". Seine Betrügereien waren so berüchtigt, dass die Redewendung "to sell the Brooklyn Bridge to someone" (jemandem die Brooklyn Bridge verkaufen) im amerikanischen Englisch zum Synonym für einen offensichtlichen Betrug wurde.

Geschichte und Hintergrund

George C. Parker wurde um 1860 geboren, wobei über seine frühen Jahre wenig bekannt ist. Er begann seine kriminelle Karriere im späten 19. Jahrhundert in New York City, einer Zeit, in der die Stadt von Einwanderern überflutet wurde und sich in einem rasanten Wachstum befand. Diese Umstände schufen ein ideales Umfeld für Betrüger wie Parker, da viele Neuankömmlinge mit den lokalen Gesetzen und Gepflogenheiten nicht vertraut waren.

Parker war ein charismatischer Mann mit einem Talent für Überzeugungsarbeit. Er konnte sich als Geschäftsmann, Anwalt oder Regierungsbeamter ausgeben und verfügte über ein umfangreiches Repertoire an gefälschten Dokumenten, Urkunden und offiziell aussehenden Papieren, die seine Behauptungen untermauerten.

Im Gegensatz zu vielen anderen Betrügern seiner Zeit, die sich auf kleine Gaunereien konzentrierten, hatte Parker einen Sinn für das Spektakuläre. Er erkannte, dass die berühmten Wahrzeichen New Yorks nicht nur Touristenattraktionen waren, sondern auch potenzielle "Waren", die er an die Leichtgläubigen verkaufen konnte.

Methoden und Vorgehensweise

Parkers Methode war ebenso einfach wie effektiv. Er sprach gezielt Touristen und frisch angekommene Einwanderer an, die leicht zu beeindrucken und zu täuschen waren. Mit seinem gepflegten Erscheinungsbild und seinem selbstsicheren Auftreten stellte er sich als Eigentümer oder Regierungsbeamter vor, der befugt war, das jeweilige Wahrzeichen zu verkaufen.

Um seine Opfer zu überzeugen, nutzte Parker verschiedene Taktiken:

Gefälschte Dokumente: Er präsentierte professionell aussehende Eigentumsurkunden, Verkaufsverträge und offizielle Stempel, die seine Autorität bestätigten.

Geschäftliche Möglichkeiten: Parker erklärte seinen potenziellen Käufern, wie sie mit dem Erwerb des Wahrzeichens Geld verdienen könnten, etwa durch die Erhebung von Mautgebühren bei der Brooklyn Bridge oder durch Eintrittsgelder bei anderen Attraktionen.

Zeitdruck: Er behauptete oft, dass es andere interessierte Käufer gäbe oder dass das Angebot nur für kurze Zeit gelte, um seine Opfer zu einer schnellen Entscheidung zu drängen.

Rabatte: Parker bot "Sonderpreise" an, die weit unter dem angeblichen Marktwert lagen, was das Geschäft für die Käufer besonders attraktiv erscheinen ließ.

Nach dem Verkauf verschwand Parker mit dem Geld, während die ahnungslosen Käufer oft erst realisierten, dass sie betrogen worden waren, wenn sie versuchten, ihre "Eigentumsrechte" geltend zu machen, etwa indem sie Absperrungen auf der Brooklyn Bridge errichteten, um Maut zu erheben.

Bekannteste Coups

Der Verkauf der Brooklyn Bridge

Parkers berühmtester und wiederkehrender Betrug war der Verkauf der Brooklyn Bridge. Er soll die Brücke zweimal pro Woche verkauft haben, manchmal für so wenig wie 50 Dollar und manchmal für bis zu 50.000 Dollar (in heutigen Werten mehrere Millionen). Er überzeugte die Käufer, dass sie durch die Erhebung von Mautgebühren für die Überquerung der Brücke reich werden könnten.

In einigen Fällen wurden die Käufer von der Polizei angehalten, als sie versuchten, Straßensperren auf der Brücke zu errichten, um Maut zu kassieren. Diese Vorfälle führten dazu, dass die New Yorker Polizei regelmäßig die Brücke patrouillierte, um nach Leuten Ausschau zu halten, die versuchten, ihre vermeintlichen Eigentumsrechte durchzusetzen.

Der Verkauf des Madison Square Garden

Ein weiterer bemerkenswerter Betrug war der Verkauf des Madison Square Garden. Parker gab sich als Eigentümer oder Vertreter des Eigentümers aus und bot die berühmte Arena zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes an. Er erklärte den potenziellen Käufern, wie sie durch Veranstaltungen und Vermietungen Gewinne erzielen könnten.

Der Verkauf der Freiheitsstatue

In einem seiner dreistesten Betrügereien verkaufte Parker sogar die Freiheitsstatue. Er erzählte den Käufern, dass die Stadt New York die Statue aus finanziellen Gründen verkaufen müsse und dass der Käufer durch den Verkauf des Metalls einen erheblichen Gewinn erzielen könnte. Einigen Berichten zufolge behauptete er auch, dass die Statue in ein Museum verlegt werden sollte und der Käufer das Grundstück für kommerzielle Zwecke nutzen könnte.

Entdeckung und Konsequenzen

Trotz seiner zahlreichen Betrügereien gelang es Parker lange Zeit, einer Verhaftung zu entgehen. Er war ein Meister der Verkleidung und änderte regelmäßig sein Erscheinungsbild, um nicht erkannt zu werden. Zudem waren viele seiner Opfer Einwanderer, die entweder die Sprache nicht beherrschten oder sich schämten, zuzugeben, dass sie betrogen worden waren.

Parker wurde jedoch schließlich gefasst und mehrfach wegen Betrugs verurteilt. Berichten zufolge wurde er im Laufe seiner Karriere mindestens viermal inhaftiert. Seine letzte Verurteilung erfolgte 1928, als er zu einer lebenslangen Haftstrafe im Sing Sing Gefängnis verurteilt wurde.

Im Gefängnis soll Parker anderen Insassen Zellen "verkauft" haben, was seine unverbesserliche Natur als Betrüger unterstreicht. Er verbrachte den Rest seines Lebens in Sing Sing, wo er 1936 starb.

Vermächtnis

George C. Parker hat ein bemerkenswertes kulturelles Erbe hinterlassen. Die Redewendung "to sell the Brooklyn Bridge to someone" (jemandem die Brooklyn Bridge verkaufen) ist im amerikanischen Englisch zu einem geflügelten Wort geworden, das verwendet wird, um jemanden zu beschreiben, der besonders leichtgläubig ist oder leicht betrogen werden kann.

Parker wird oft als der "größte Betrüger Amerikas" bezeichnet und hat einen Platz in der amerikanischen Folklore eingenommen. Seine Geschichte wird in zahlreichen Büchern über berühmte Betrüger und in Dokumentationen über die Geschichte New Yorks erzählt.

Sein Leben und seine Betrügereien bieten auch einen faszinierenden Einblick in das New York der Jahrhundertwende, eine Zeit des raschen Wachstums, der Einwanderung und der sozialen Umwälzungen. Parker nutzte die Verwirrung und die Hoffnungen dieser Ära geschickt aus, um seinen Lebensunterhalt durch Betrug zu verdienen.

Obwohl seine Taten kriminell waren, wird Parker oft mit einer gewissen Bewunderung betrachtet, ähnlich wie andere "charmante Betrüger" der Geschichte. Seine Dreistigkeit, sein Einfallsreichtum und sein Charisma machen ihn zu einer faszinierenden, wenn auch moralisch fragwürdigen Figur der amerikanischen Geschichte.

Zitate

"Es wird jeden Tag ein Dummkopf geboren." - George C. Parker (zugeschrieben)
"Die Brooklyn Bridge? Ich kann sie Ihnen für einen Spottpreis verkaufen." - George C. Parker (zugeschrieben)

Steckbrief

Name: George C. Parker
Alias: Der Verkäufer der Brooklyn Bridge
Geboren: ca. 1860
Gestorben: 1936
Nationalität: Amerikanisch
Kategorie: Betrüger
Aktiv: 1880er - 1920er Jahre
Bekannteste Tat: Verkaufte wiederholt die Brooklyn Bridge
Beute: Unbekannt, schätzungsweise mehrere hunderttausend Dollar
Strafe: Lebenslange Haftstrafe (1928)