Elmyr de Hory

Elmyr de Hory

Der Meister der Kunstfälschung

1906 - 1976

Elmyr de Hory war einer der berühmtesten und talentiertesten Kunstfälscher des 20. Jahrhunderts. Er schuf über 1.000 Fälschungen von Werken berühmter Künstler wie Picasso, Matisse, Modigliani und Renoir, die in renommierten Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt hingen. Seine Fälschungen waren so überzeugend, dass viele Experten sie nicht von Originalen unterscheiden konnten. De Horys Geschichte wurde durch den Dokumentarfilm "F for Fake" von Orson Welles bekannt und wirft grundlegende Fragen über Authentizität, Wert und Autorität in der Kunstwelt auf.

Geschichte und Hintergrund

Elmyr de Hory wurde am 14. April 1906 in Budapest, Ungarn, geboren. Über seine frühen Jahre gibt es widersprüchliche Berichte, teilweise aufgrund seiner eigenen widersprüchlichen Aussagen. Er behauptete, aus einer aristokratischen Familie zu stammen, aber wie viele Details seines Lebens ist auch dies umstritten.

De Hory studierte Kunst in Budapest und später in München und Paris, wo er mit bedeutenden Künstlern der Zeit in Kontakt kam. Er war selbst ein talentierter Künstler, konnte aber mit seinen eigenen Werken keinen kommerziellen Erfolg erzielen. Diese Frustration, gepaart mit finanziellen Schwierigkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, führte ihn schließlich zur Kunstfälschung.

Seine Karriere als Fälscher begann in den späten 1940er Jahren, als er angeblich zufällig entdeckte, dass eine seiner Zeichnungen im Stil von Picasso von einem Freund für ein Original gehalten wurde. Dieses Erlebnis soll ihn dazu inspiriert haben, systematisch Fälschungen zu produzieren und zu verkaufen.

De Hory war jüdischer Abstammung und überlebte den Holocaust, verlor aber viele Familienmitglieder. Diese traumatischen Erfahrungen und der Verlust seiner Heimat und seines Vermögens trugen möglicherweise zu seiner Entscheidung bei, ein Leben außerhalb der gesellschaftlichen Normen zu führen.

Methoden und Vorgehensweise

De Horys Methode unterschied sich grundlegend von der vieler anderer Kunstfälscher. Anstatt bestehende Werke zu kopieren, schuf er neue Werke im Stil berühmter Künstler. Er hatte ein außergewöhnliches Talent, den Stil, die Pinselführung und die künstlerische Vision von Malern wie Picasso, Matisse, Modigliani und Renoir zu imitieren. Diese Herangehensweise machte seine Fälschungen besonders schwer zu entlarven, da sie nicht direkt mit bekannten Originalen verglichen werden konnten.

Er verwendete authentische Materialien aus der Zeit der angeblichen Entstehung der Werke, einschließlich alter Leinwände und zeitgenössischer Farben. Um den Alterungsprozess zu beschleunigen, setzte er verschiedene Techniken ein, wie das Backen der Gemälde im Ofen oder das Rollen und Wiederspannen der Leinwände, um Craquelé (feine Risse in der Farbschicht) zu erzeugen.

De Hory arbeitete mit verschiedenen Komplizen zusammen, die seine Fälschungen auf dem Kunstmarkt platzierten. Seine bekanntesten Partner waren Fernand Legros und Real Lessard, die ein internationales Netzwerk aufbauten, um die gefälschten Kunstwerke zu verkaufen. Sie nutzten verschiedene Taktiken, um die Authentizität der Werke zu untermauern, wie gefälschte Provenienzgeschichten und gefälschte Expertisen.

Ein wichtiger Aspekt seiner Methode war die psychologische Manipulation. De Hory und seine Partner verstanden, dass der Kunstmarkt stark von Prestige, Reputation und dem Wunsch nach Exklusivität geprägt ist. Sie nutzten die Gier und Eitelkeit potenzieller Käufer aus, indem sie ihnen das Gefühl gaben, ein Schnäppchen zu machen oder Zugang zu einem bisher unbekannten Meisterwerk zu erhalten.

Bekannteste Coups

Die Infiltration renommierter Museen

Einer von de Horys größten Erfolgen war die Platzierung seiner Fälschungen in renommierten Museen weltweit. Seine Werke hingen in Institutionen wie dem Museum of Modern Art in New York, der Tate Gallery in London und dem Musée d'Art Moderne in Paris. Diese Museen kauften seine Fälschungen entweder direkt oder erhielten sie als Schenkungen von Sammlern, die sie für echt hielten.

Besonders bemerkenswert war, dass viele dieser Fälschungen von führenden Kunstexperten und Kuratoren begutachtet und für authentisch erklärt wurden. In einigen Fällen wurden de Horys Fälschungen sogar in Werkverzeichnissen und Monografien über die jeweiligen Künstler aufgenommen, was ihre "Authentizität" weiter festigte.

Der Verkauf an Algur Meadows

Einer der spektakulärsten Betrugsfälle betraf den texanischen Ölmagnaten und Kunstsammler Algur Meadows. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren verkauften de Hory und seine Partner Meadows zahlreiche gefälschte Gemälde im Wert von mehreren Millionen Dollar. Als Meadows schließlich entdeckte, dass er betrogen worden war, löste dies eine internationale Untersuchung aus, die zur Entlarvung von de Hory führte.

Die Täuschung von Kunstexperten

De Hory gelang es wiederholt, führende Kunstexperten zu täuschen. In einem besonders dreisten Fall soll er eine Fälschung eines Matisse-Gemäldes dem Künstler selbst gezeigt haben, der es angeblich für authentisch hielt. Obwohl diese Geschichte möglicherweise apokryph ist, unterstreicht sie de Horys außergewöhnliches Talent und seinen Ruf.

Entdeckung und Konsequenzen

De Horys Betrug flog in den 1960er Jahren auf, als mehrere seiner Fälschungen von Experten als solche identifiziert wurden. Der Skandal weitete sich aus, als sein ehemaliger Partner Fernand Legros verhaftet wurde und Informationen über ihr Fälschungsnetzwerk preisgab.

1964 wurde de Hory in Spanien verhaftet, aber aufgrund mangelnder Beweise wieder freigelassen. Er ließ sich auf Ibiza nieder, wo er unter dem Schutz des Franco-Regimes lebte, das kein Auslieferungsabkommen mit Frankreich hatte, wo er wegen Betrugs angeklagt war.

1969 veröffentlichte der Schriftsteller Clifford Irving eine Biografie über de Hory mit dem Titel "Fake!", die seine Geschichte einem breiteren Publikum bekannt machte. 1974 drehte Orson Welles den Dokumentarfilm "F for Fake", der teilweise de Horys Leben und Werk behandelte und ihn zu einer Kultfigur machte.

Trotz seiner Bekanntheit lebte de Hory in seinen letzten Jahren in relativer Armut auf Ibiza. Als 1976 seine Auslieferung nach Frankreich drohte, nahm er sich am 11. Dezember 1976 durch eine Überdosis Schlaftabletten das Leben.

Vermächtnis

Elmyr de Hory hinterließ ein komplexes Vermächtnis, das die Kunstwelt bis heute beeinflusst. Seine Geschichte hat grundlegende Fragen über Authentizität, Autorität und den Wert von Kunst aufgeworfen. Wenn eine Fälschung von Experten nicht von einem Original unterschieden werden kann, was bedeutet das für unsere Vorstellung von künstlerischem Wert?

Ironischerweise sind de Horys eigene Werke heute gesucht und wertvoll – nicht trotz, sondern wegen ihrer Natur als Fälschungen. Seine Fälschungen werden für Zehntausende von Dollar gehandelt, und es gibt einen Markt für "echte de Horys". Diese Umkehrung unterstreicht die Ironie seiner Geschichte und die komplexe Beziehung zwischen Authentizität, Ruhm und Wert in der Kunstwelt.

De Horys Fall hat auch zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für Fragen der Authentifizierung in der Kunstwelt geführt. Museen und Galerien haben ihre Verfahren zur Überprüfung der Echtheit von Kunstwerken verbessert, und neue wissenschaftliche Methoden wurden entwickelt, um Fälschungen zu erkennen.

In der Populärkultur wurde de Hory zu einer Art Anti-Held, einer romantisierten Figur, die das Establishment herausforderte und die Absurditäten des Kunstmarktes entlarvte. Sein Leben hat zahlreiche Bücher, Filme und Dokumentationen inspiriert und trägt weiterhin zu Diskussionen über Kunst, Authentizität und Betrug bei.

Zitate

"Ich bin nicht stolz darauf, was ich getan habe. Ich habe es getan, weil ich leben musste. Aber ich bin stolz auf die Qualität meiner Arbeit." - Elmyr de Hory
"Wenn meine Gemälde in Museen hängen und von Experten für echt gehalten werden, wer oder was bestimmt dann, dass sie Fälschungen sind?" - Elmyr de Hory
"Die Kunstwelt ist eine Maskerade. Ich habe nur eine weitere Maske hinzugefügt." - Elmyr de Hory

Steckbrief

Name: Elmyr de Hory (geboren als Elemér Hoffmann)
Alias: Der Meister der Kunstfälschung
Geboren: 14. April 1906
Gestorben: 11. Dezember 1976
Nationalität: Ungarisch
Kategorie: Kunstfälscher
Aktiv: 1940er - 1970er Jahre
Bekannteste Tat: Fälschte über 1.000 Gemälde berühmter Künstler
Beute: Schätzungsweise mehrere Millionen Dollar
Strafe: Keine Gefängnisstrafe (Selbstmord vor drohender Auslieferung)